Sonntag, 1. März 2015
Lunare Letztphase. In Linden schließt eine Institution.



Die Galeria Lunar war sechs Jahre lang
ein Tummelplatz der bunten Verrückten,
der Musiker und Künstler, ein Hafen der
Verstrubbelten und Nachtfalter. Ein
Ort des Friedens in einer feisten Zeit
voller Rotation, der genau das tat, was
wir immer herbeizusehnen scheinen:
Entschleunigen.
Setz Dich, komm rein, hier, nimm ein
Bier und schau dem fröhlichen Unhold
zu, der, in Buntpapier gewickelt,
Experimentalmusik aus alten
Quietschkisten zaubert.

In der Galeria Lunar fiel der
Dreck der Emsigkeit und Eitelkeit
der Welt von einem ab.
Man darf sie loben, diese Schatzkiste
unterm Sternenzelt, ohne Gefahr
der Idealisierung und ohne Zugriff
von Kitsch. Denn es gab sie ja
hier wirklich, die Bilder drinnen und
die Frohen draußen, im herrlich
schepprigen Innenhof, inklusive
spielender Hunde und Atelierhäuschen.

Solche Orte sind rar, selbst in
Kulturburgen wie Berlin, in Hannover
sind sie noch seltener.
Leider töten wir immer noch das
Rare und setzen an seinen Ort
Gefälligkeit und Angepasstheit.
Die Galeria muss gehen, weil
Neuzugezogene ihr rechtlich
den Garaus machten.
Das Treiben und Trudeln
störte die Fokussierten.

Da rappelt der Begriff Gentrifizierung,
gern kann man ihn an die Wand
schmeißen wie einen dämlichen
Wecker, man hat ihn allzuoft
hören müssen.

Nils und Martin, diese wunderbar
schrägen Vögel, retteten über
ein halbes Jahrzehnt lang Abende
für Menschen, die am Plastikspaß
und der Leere öder Szenebars
abprallten. Sie schufen ihnen eine
tolle, reiche, durchgeknallte
Scheinwelt voller Freude
und Freunde, ein kunterbuntes
Piratenschiff der Kultur.

Gestern sank es zu den
tröstenden Klängen von PLAN
aus der Schweiz.
Vielleicht ein gutes Zeichen,
denn wenn die Betreiber einen
Plan haben sollten, wie dieses
Konzept an anderer Stelle
fortleben kann, dann her
damit.

Kommet zuhauf, schrieb Nils
immer in seine Einladungsmails.
Alter, darauf kannst Du aber
mal wetten.

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Ja!
Es ist wirklich sehr schade. Es ist ein schöner Ort, gewesen, muss man jetzt ja schon schreiben. Ich wusste nicht, dass es so schnell vorbei sein würde ...

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Was! Das muss woanders wieder aufmachen oder aufgemacht werden. Wenn Sie etwas wissen, wo und wie, dann wäre es schön, davon zu erfahren.

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ich werde darüber schreiben drüben bei coderwelsh, wenn was neues kommt. aber hier wird vermutlich auch etwas dazu stehen... und sie werden meine späte antwort ja nun garnicht kesen, sei's drum ;-)

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Herr Fabe. Selbstverständlich lese ich Ihre Antwort, was dachten Sie denn. Der Herr Finkenstein wird es schon dulden, wenn wir uns hier auf seinem Schreibblock unterhalten...

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Garnicht "kesen" gilt nicht. Es muss gekäst werden!
Ansonsten wird hier alles geduldet! :)

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